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AutorenbildFriedrich Assländer

Nr. 60, Juni 2021: Erfolg

Erfolg: Droge oder Quelle von Glück




Erfolge sind wunderbar. Wenn wir eine Prüfung bestanden, einen Berggipfel erklommen oder eine schwierige Aufgabe erledigt haben, geht es uns gut. Dabei gilt, je größer die Herausforderung war, desto größer ist das Glücksgefühl, wenn wir es geschafft haben. Allgemein gilt:


Wenn wir uns Ziele setzen und diese erreichen, verbuchen wir das als Erfolg, verbunden mit Glücksgefühlen. Als Kind sind unsere ersten Erfolge, etwas zu können, als Baby sich umdrehen, krabbeln, laufen, sprechen. Wir wollen immer mehr den Erwachsenen, den Großen ähnlich werden. Dann kommen Lernerfolge in der Schule, im Sport, soziale und geistige Fähigkeiten mit denen wir unseren Platz in der Gemeinschaft finden. „Ich kann“, „Ich weiß“ sind wichtige Bausteine im Aufbau unserer Persönlichkeit.


Das ist in jungen Jahren nicht nur schön, sondern sehr wichtig. Es stärkt unser Selbstwertgefühl, unser Selbstvertrauen und hilft uns, unsere Individualität zu entwickeln. Wir definieren uns über unsere Erfolge. Für unsere Erfolge bekommen wir Anerkennung, das ist Seelenfutter, das uns Sicherheit und eine soziale Identität gibt. Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben. Für die Führung von Menschen bedeutet das, wenn wir andere zum Erfolg führen, stärken und entwickeln wir deren Persönlichkeit und zugleich unsere eigene.


Dieser Prozess von Lernen, Können, Erreichen hat zwei Seiten, eine Äußere, das ist die Anerkennung für eine Leistung, die Position im Vergleich zu den anderen und eine Innere, das Gefühl etwas erreicht zu haben, aber auch die Erfahrungen während des Prozesses des Leistens.


Gesellschaftlich, im Außen gilt es als rühmlich, wenn wir Großes geleistet und im Leben etwas erreicht haben, Prüfungen, Karriere, Projekte. Wir hängen gerne unsere Diplome und Urkunden an die Wand. Wir lieben Orden, Auszeichnungen, öffentliche Anerkennung u.ä.. Das kann leicht zur Droge werden. Wir wollen das immer wieder haben und strengen uns immer wieder von Neuen an. Wir wollen immer mehr, immer größere Ziele erreichen. Der Antreiber ist die Angst, die Angst, nicht zu genügen, nicht gut genug zu sein, nicht genug zu bekommen. Oft betäuben sich Menschen nach dem Erreichen eines Zieles, wenn die Angst wieder kommt, mit noch mehr Anstrengung und noch höheren Zielen. Wie jede Droge gaukelt dieses Streben nach „Noch-Mehr“ den Menschen vor, wenn du das erreicht hast, bist du glücklich. Und dann beginnt das Spiel von vorne.


Die Erfolge im Außen liegen auf der Egoebene. Wir wollen schön, berühmt, reich werden und nähren so unser Ego, unser kleines ICH. Wir machen damit den Erfolg zu einem Götzen, den wir blind verehren und dem wir Opfer bringen, z.B. Zeit, Lebensqualität, manchmal sogar die Gesundheit. Wir überschreiten dabei leicht das gesunde Maß, getrieben von einer Gier nach „Immer-Mehr“ Erfolg – Ruhm – Geld. Oder wir benutzen die Droge Erfolg um unsere innere Leere zu überdecken. Wir reduzieren unser Menschsein auf das Tun und Leisten und vergessen wirklich zu leben.


Eine Krankenschwester erzählte mir, sie erlebe immer wieder, wenn Männer im mittleren Alter die Diagnose Krebs bekommen, erkennen sie mit Entsetzen: Ich habe ja noch gar nicht gelebt. In ihrem Denken verlagern viele Menschen ihr Leben in die Zukunft mit Glaubenssätzen wie: Wenn ich erst das noch erreicht habe, dann bin ich angekommen und glücklich. Ein gewaltiger Irrtum. In der Zukunft gibt es kein Leben, die Zukunft ist nur ein Hirngespinst von Träumen, Sorgen oder Ängsten. Leben findet nur HIER und JETZT statt. Und damit haben leider viele Menschen die Verbindung verloren. Dieses verbreitete Streben nach „Immer-Mehr – Haben – Erreichen – Erleben“, führt in einen Dauerstress, macht uns krank. 


Was ist die Lösung, wenn Erfolg doch so wichtig ist?


Der heilsame Erfolg ist der Erfolg im Kleinen, im Innen, wenn wir die täglichen Aufgaben und Herausforderungen meistern. Mit etwas Disziplin und im richtigen Maß ist das ein guter Weg ins Glück. Im Alltag erfüllt es uns mit Freude und Zufriedenheit, wenn wir etwas erledigt oder geschafft haben. Das Erreichen der täglichen kleinen Ziele löst Entspannung und Zufriedenheit aus. Es ist tägliches Glücklichsein. – Gönn dir das täglich!Der Prozess des Leistens, die Arbeit selbst, ist das eigentlich Wertvolle, weil es uns formt und prägt. Wenn wir nur auf das Ergebnis schauen, dann brauchen wir, um den Erfolgskick zu erleben, immer größere Ziele. Ein echtes Glücksgefühl wird genährt von dem Wissen, etwas Wertvolles, Gutes oder Schönes geschaffen zu haben.Gefährlich wird es, wenn wir „leisten“ mit „sich etwas leisten können“ verwechseln, also etwas kaufen und bezahlen können z.B. eine Kreuzfahrt oder ein großes Auto. Diese Menschen definieren sich nicht mehr über das, was sie tun und leisten, sondern über das, was sie bezahlen können, woher das Geld auch immer kommen mag. Aber auch Konsum ist eine gefährliche Droge, weil sie nur für kurze Zeit befriedigt. Dann kommt wieder die Leere, die Angst und wir brauchen eine neue größere Dosis. Wenn wir aber unser Streben auf persönliche, geistige oder soziale Entwicklung richten, auf edle Ziele oder auf das Gemeinwohl, dann spüren wir die tiefe Sinnhaftigkeit unseres Tuns. Dafür brauchen wir täglich kleine Ziele, etwas Disziplin und die Bereitschaft, das Erreichte zu genießen.


Mit vielen Grüßen und bleiben Sie gesund


Ihr Friedrich Assländer


 

Praxis-Tipps


  1. Schwierige Aufgaben am Vormittag erledigen, wenn noch viel Willenskraft vorhanden ist.

  2. Sinnvolle Gewohnheiten entwickeln, die irgendwann ohne Anstrengung automatisch ablaufen.

  3. Danken und Freuen über das Erreichte führen zum Glück.

  4. Jeden Tag nur 3 Dinge als „Muss“ definieren:

  5. Anderen helfen und anderen eine Freude machen ist ein sicherer Weg aus der Angst in die Liebe – Jeden Tag können wir nach Gelegenheiten suchen.

 

Dazu ist mir für Sie eingefallen


Das Streben nach dem Immer-mehr,

macht Menschen in der Seele leer.

 

Für Sie gelesen


"Autobiographie eines Yogi" von Paramahansa Yogananda,


Die Lebensbeschreibung eines außergewöhnlichen Menschen ist in über 50 Sprachen übersetzt und in Millionenauflage erschienen. Yogananda hat wesentlich dazu beigetragen hat, Yoga im Westen zu verbreiten.Das Buch liest sich leicht und ist spannend geschrieben. Wer tiefer in die Praxis des Krya-Yoga einsteigen will, kann bei der Gesellschaft Lehrbriefe zum Selbststudium anfordern.


 

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