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  • AutorenbildKathrin Aßländer

Nr. 69, Weihnachten 2023: Geschenke wirken

Welche Bedeutung und Wirkung hat das Schenken?




Liebe Leser:innen,


ein Geschenk machen bedeutet, jemandem etwas zu geben, ohne eine Gegenleistung zu bekommen. Das ist die Idee des Schenkens. Aber ist das tatsächlich so einfach? Wenn ich jemanden ein Geschenk mache, hat das immer eine Auswirkung auf die zwischenmenschliche Balance. Ein Geschenk kann das Gleichgewicht stören, oder es wieder herstellen. Es kann zu mehr Harmonie führen oder genau das Gegenteil bewirken.


Um das näher zu verstehen, müssen wir das Ganze systemisch betrachten: In der Aufstellungsarbeit beobachten wir immer wieder sogenannte „Systemgesetze“, die unser Miteinander steuern. Eines dieser Gesetze ist der Ausgleich von Geben und Nehmen. Dieses Prinzip ist in unserem Alltag immer gegenwärtig. Wenn ich arbeite, bekomme ich als Ausgleich meinen Lohn. Auch Danken kann ein Ausgleich sein für etwas, das ich für andere getan habe. Die Würdigung und Wertschätzung eines Ehrenamtes kann ein Ausgleich sein. Und so verhält es sich auch mit Geschenken. Bekomme ich ein Geschenk und sorge nicht für einen angemessenen Ausgleich, entsteht ein Ungleichgewicht.


Beobachten Sie mal ganz bewusst, was sich alles in Ihnen abspielt, wenn Sie ein Geschenk bekommen. Freuen Sie sich wirklich über dieses Geschenk? Ist es Ihnen angenehm, von dieser Person ein Geschenk zu bekommen? Fühlt sich der Wert des Geschenkes angemessen an? Ist das Geschenk für Sie eine Art Wertschätzung für etwas, was Sie gegeben oder getan haben? Was macht diese Geste des Schenkens auf der Beziehungsebene mit Ihnen? Fühlen Sie eine Verpflichtung, sich zu bedanken oder auch etwas zu schenken?


Vielleicht kennen Sie auch Situationen, in denen Sie etwas bekommen, was Ihnen gar nicht gefällt. Dann könnte dieses Geschenk sich negativ auf die Beziehung auswirken. Sie fühlen sich dann vielleicht nicht gesehen. Sie haben das Gefühl, danken zu müssen, obwohl sie sich gar nicht freuen. Eine Bekannte hat mir mal erzählt, sie stelle sich die Geschenke der Schwiegermutter in die Wohnung, obwohl sie ihr nicht gefallen. Nur damit die Schwiegermutter nicht beleidigt ist.


Bewusst schenken heißt für mich, dass ich mir dessen gewahr werde, was ich mit meinem Geschenk bewirke. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Fragen Sie sich: Was ist meine Motivation, dieser Person ein Geschenk zu machen? Hat die beschenkte Person die Möglichkeit, einen Ausgleich zu schaffen? Dies ist sehr wichtig! Es gibt Menschen, die (vielleicht unbewusst) stets darauf achten, immer ein bisschen mehr zu geben, als sie bekommen, um dadurch dem anderen überlegen zu sein. Da ist dann im Geschenk die Botschaft dabei: „Ich kann mir mehr leisten als du. Ich stehe über dir und beweise das durch meine Großzügigkeit.“


Schenken kann auch eine Form der Dankbarkeit an Mutter Erde und das Leben sein. Wenn ich ein Geschenk machen möchte, als Zeichen meiner Dankbarkeit für all das, was mir das Leben jeden Tag schenkt, gibt es die schöne Möglichkeit zu schenken, ohne mich als Schenkende:r zu zeigen.


In einem Vortrage von Kurt Tepperwein habe ich dazu eine Idee gefunden, die mir so gut gefällt, dass ich sie hier weitergeben möchte: Er erzählte in diesem Vortrag, dass, wenn er in einem Restaurant etwas wirklich Gutes gegessen habe, er dieses Gericht zweimal bezahle. Der nächste Gast, der dieses Gericht bestellt, bekommt es dann geschenkt. Bei solcher Art Geschenke darf der/die Beschenkte einfach mit Freude nehmen. Es gibt niemanden, bei dem sie/er sich bedanken kann bzw. muss. Der/die Schenkende bleibt bewusst unerkannt und verzichtet damit vollkommen auf einen Ausgleich.


Schenken ist eine der schönsten Gesten, wenn wir uns ihrer Wirkung voll und ganz bewusst sind. Und dies im Besonderen, wenn wir wirklich von Herzen schenken, um des Schenkens willen.


Seien Sie reich beschenkt in dieser besonderen Jahreszeit!


Ihre

Kathrin Aßländer



 

Praxis-Tipp


Eine kleine Übung zur Selbstlosigkeit: Machen Sie einer Person (die Sie nicht kennen müssen) ein Geschenk. Stellen Sie beispielsweise einer Nachbarin oder einem Kollegen ein Geschenk vor die Türe, ohne sich als Schenkende:r zu zeigen.


Was haben Sie davon? Probieren Sie es aus: Nichts macht uns reicher, als wenn wir aus vollem Herzen geben, ohne jede Bedingung.

 

Für Sie gelesen

Jedes Jahr aufs Neue schön und voller Weisheit:


Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte – Vom grantige Geizhals Scrooge, der durch den Besuch von Weihnachtsgeistern seine menschliche Seite entdeckt.


Obwohl Sie diese Geschichte bestimmt kennen, empfehle ich sie hier nochmal. Es ist darin so wunderbar erzählt, welch riesige Wandlung das Glück des Schenkens in uns bewirken kann. Ein wunderbarer Schmöker für einen langen Winterabend!


 

Einladung zur kostenfreien Online-Veranstaltung


„Gut aufgestellt in den Feierabend – Mut zur Veränderung“

Am 09.01.2024 von 17:00 – 18:30 Uhr


Sie interessieren sich für die Aufstellungsarbeit oder möchten uns kennenlernen?

Wir geben an diesem Abend Einblick in die Methode und unsere Seminare. Darüber hinaus werden wir uns dem Thema Veränderungsprozesse systemisch nähern und natürlich Ihre Fragen beantworten. Wir freuen uns auch über bekannte Gesichter, wenn Sie mal wieder systemische Impulse „tanken“ möchten.Wir freuen uns auf einen wertvollen Austausch mit Ihnen!




 

Aktuelle Termine


Curriculum „Gut geführt“

Sie können alle Seminare auch als Einzelkurs buchen. Das sechsteilige Curriculum kann mit jedem Seminar begonnen werden.






Curriculum "Gut aufgestellt" – Systemaufstellungen

Die Ausbildung zum:r Zertifizierten Systemaufsteller:in kann mit jedem Kurs begonnen werden. Jeder Kurs kann auch einzeln gebucht werden. Jeweils am Freitag oder Samstag ist es möglich, als Tagesteilnehmer ein berufliches oder privates Anliegen aufzustellen.


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