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AutorenbildFriedrich Assländer

Nr. 61, September 2021: Was glauben Sie?

Wie Glaube Wirklichkeit  erzeugt




„Dein Glaube hat dir geholfen.“ Mit diesen Worten begründet Jesus mehrfach seine Wunderheilungen. Im Alltag haben wir viele Redewendungen wie: „Dem glaube ich gar nichts.“ oder: „Ich glaube, die haben schon geschlossen.“ oder das Sprichwort: „Glauben heißt nichts wissen.“


Was hat es mit dem Glauben auf sich? Ist Glaube nur etwas für Dumme oder Fromme oder kann uns Glaube wirklich helfen, wie es die Bibel sagt?


Wir halten gerne unser Wissen für die bessere Alternative und setzen Glauben mit Vermuten gleich. Glaube unterscheidet sich damit vom Wissen durch den empfundenen Grad der Wahrscheinlichkeit. Wissen meint, ich weiß es sicher, „es ist jetzt zehn vor sechs“. Glauben heißt, ich vermute es oder ich halte es für wahrscheinlich, „ich glaube, es gibt bald Regen.“


Glaube hat jedoch noch eine andere Bedeutung. Wenn wir sagen „ich glaube das“ meinen wir, dass wir etwas für wahr halten, obwohl wir es nicht überprüft haben oder überprüfen konnten. „Ich glaube dir“ meint, ich vertraue dir, ich folge dir geistig und lasse mich in meinem Denken und Handeln davon beeinflussen.


Während sich Wissenschaftler bemühen immer mehr Wissen anzuhäufen, folgt unser Leben im Alltag anderen Gesetzen, vor allem dem, was wir glauben. Wenn ich glaube, es wird bald regnen, nehme ich einen Schirm mit. Wenn ich glaube, dass ich im Keller das Licht brennen ließ, gehe ich noch einmal in den Keller, auch wenn ich dann feststelle, dass ich es bereits ausgemacht habe. Wenn ich glaube, dass dieses Medikament mir hilft, erlebe ich Linderung meiner Symptome, auch wenn es nur ein Placebo ohne Wirkstoffe war.


Der Glaube erzeugt eine dem Glauben entsprechende Wirklichkeit. Das meinte auch Jesus. Psychologen haben den Glauben als „sich selbst erfüllende Prophezeiung“ wiederentdeckt und zum Gegenstand vieler Forschungen und Experimente gemacht. 


Alle bestätigen: Was ich glaube, das tritt mit erhöhter Wahrscheinlichkeit ein. Als Placebo-Effekt ist das in der Medizin bekannt. In der Pädagogik haben die Experimente von Rosental bewiesen, dass Schüler bessere Leistungen erbringen, wenn der Lehrer glaubt, dass seine Schüler besonders intelligent seien. Eklatant und problematisch wird dieser Vorgang bei negativen Glaubenssätzen wie, „der Kollege Müller ist faul“ oder „dieser Schüler ist dumm“. Derartige Glaubenssätze steuern unsere Wahrnehmung so, dass wir laufend dafür Beweise finden. Wir nehmen aus der Fülle der Sinneseindrücke selektiv nur das wahr, was wir glauben und interpretieren das dann gemäß unserer Überzeugung. Und das machen wir viel öfter, als wir glauben. „Dein Glaube hat dir geholfen“ bedeutet in diesen Fällen, er hat dir geholfen, dein Vorurteil zu festigen und deinem Irrtum sicher zu „wissen“.


Genau besehen ist alles, was wir wissen und glauben, nur Bewusstsein von etwas. Unsere Sinne und unser Denken versorgen uns mit Informationen wie Bilder, Gefühle, Denkinhalte. Diese sind der Inhalt unseres Bewusstseins. Bewusstsein kommt aus dem mittelhochdeutschen „Bewissen“ und meint „ein Wissen über etwas haben“. Der größte Teil unseres Wissens beruht jedoch darauf, dass wir anderen glauben. Ich kenne keinen Menschen, der selbst nachgewiesen hat, dass die Erde um die Sonne kreist. Ich kenne auch niemanden, der das bezweifelt, obwohl er das selbst nicht überprüft hat.


Wir sollten kritisch fragen: Wem kann ich vertrauen, den Medien, den Politikern, den Wissenschaftlern? Die Manipulation von Bewusstsein hat ungeahnte Dimensionen erreicht. Es wird uns geschickt suggeriert, was wir glauben sollen.


Was können wir selbst in dieser verrückten Welt für uns und für andere tun?


Ihr Friedrich Assländer


 

Praxis-Tipps


  1. Durch Medienverzicht entgehen wir vielen Manipulationen. Kein Fernsehen! Im Radio bekommen wir die aktuellen Informationen verdichtet, sachlich, in wenigen Minuten. In der Zeitung sind Nachrichten umfassender, sie sind geordnet und kommentiert. Und Lesen regt zum Denken an. Bilder/ Filme erzeugen unreflektierte Gefühle.

  2. Mails oder Telefonieren ist sicherer. Soziale Medien wie Facebook oder WhatsApp speichern und verkaufen alle Informationen, die im Handy gespeichert sind. Sie werden dann für personifizierte Werbung genutzt.

  3. Was denke ich über andere Menschen? Liebevolle und wohlwollende Gedanken können nichts zerstören, auf den Rest sollten wir verzichten. Wenn wir an das Gute im Menschen glauben, seine Fähigkeiten entdecken, dann werden wir genau das vermehren.

  4. Sich selbstkritisch hinterfragen: von welchen Gedanken, Glaubenssätzen werde ich geleitet? Ist das wahr? Woher weiß ich das? Wir sollten so weit wie möglich selbst bestimmen, was wir glauben und uns gezielt und kritisch informieren. Das erfordert, dass wir uns unserer Gedanken und Bewertungen bewusst werden.

  5. Bewusstsein lässt sich schulen durch Meditation. In der stillen Selbstbeobachtung entdecken wir unsere Gefühle, unsere Denkstrukturen und können schädliche Automatismen auflösen. Meditation ist der schnellste und beste Weg wach und bewusst zu werden und die Quellen des Glücks in uns selbst zu entdecken. Meditation führt zu einem selbstbestimmten Denken.

 

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Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Gefühle.

Achte auf deine Gefühle, denn sie werden Worte.

Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.

Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.


(Vermutlich aus dem Talmud)


 

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